Bei einem meiner Kurse in Österreich stellte eine Kursteilnehmerin zur Diskussion, dass dem M. serratus anterior im Hinblick auf die Skapulaposition doch mehr Aufmerksamkeit zukommen solle. Dies nahm ich als Anlass mich diesem Thema anzunehmen.

Der M. serratus anterior bildet zusammen mit dem Mm. rhomboidea einen Schenkel des skapulären „X“ und sie gehören zur Spirallinie (s. Thomas Myers/Anatomy Trains).

Patient mit kleinen Tape-Punkten am Rücken

Den anderen Schenkel bilden der M. trapezius (pars ascendens), der die Spina scapulae nach medial und inferior zieht, sowie der M. pectoralis minor, welcher den Processus coracoideus nach unten-innen zieht und somit die Skapula nach superior-lateral bewegt. Für diesen Teil applizieren wir zum einen die Muskelanlagen für den M. trapezius (pars ascendens). Auch der M. pectoralis minor sollte keine große Herausforderung darstellen.

Im Masterclass Modul 2 wird eine doppelte Korrektur- technik mit Basis auf der Skapula vorgestellt, die genau diesen Schenkel beeinflusst und somit Auswirkungen auf die Position der Pfannen-eingansebene (Cavitas glenoidalis) der Skapula hat. Für den zweiten Schenkel des skapulären „X“ hatte ich die Idee, eine Muskelanlage als komplette funktionelle Kette zu tapen.

Auch hierbei befindet sich die Basis auf der Skapula im Bereich des Margo medialis zwischen Angulus superior und inferior. Den Teil für die Mm. Rhomboidea tape ich als Y, den M. serratus anterior allerdings als Fächer, um möglichst viel des flächigen Muskels zu erwischen. Dabei ist es wichtig zu prüfen, ob gegebenenfalls ein Ungleichgewicht zwischen diesen beiden Muskeln, die ihren Umschlagspunkt am Margo medialis der Skapula haben, vorliegt.

Patient mit Tapes am Rücken
Patient mit Tapes an Rücken und Seite

Als vorgeschaltete Therapie ist oft eine Dehnung des verkürzten Teils dieser Kette sowie eine Mobilisation der BWS erforderlich. (BWS-Flexion = konzentrisch fixierter M. serratus anterior, BWS-Extension = konzentrisch fixierter Mm. rhomboidea).

Die Ergebnisse zeigen, dass eine Einflussnahme auf das skapuläre „X“ durch die besprochenen Tapeanlagen zu einer deutlichen Funktions-verbesserung des skapula-thorakalen und -humeralen Zusammenspiels führen.

Probiert es aus – die Patienten werden Euch dankbar sein!

Volker Hollemann

Osteopath, K-Active Instruktor

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