02.04.19
HEADSHAKING BEI PFERDEN
Autor: Carolin Caprano
Pferdehaltern dürften die Symptome des Headshakings wohl genau so bekannt sein wie Tierärzten und -therapeuten. „Headshaking“, in der Fachsprache als idiopathisches Kopfschütteln bezeichnet, drückt sich vor allem mit dem plötzlichen Auf- und Abschlagen des Kopfes sowie mit Niesen und Schnauben aus.
Tierheilpraktikerin und Autorin („Einführung in das Kinesiologische Taping bei Pferden“) Carolin Caprano erklärt Auslöser und Symptome, Diagnosemöglichkeiten und Therapieansätze. In einem exklusiven Fallbeispiel eines Zweibrücker Wallachs erläutert sie außerdem, wie sie dem Tier mittels K-Active® Taping schnell und einfach Linderung verschaffen konnte.
Wenn der Kopf verrückt spielt
Headshaking heißt in der Fachsprache „idiopathisches Kopfschütteln“ und beschreibt das plötzliche Auf- und Abschlagen des Kopfes, Niesen und Schnauben, als würde ein Fremdkörper in der Nase stecken, sowie das Reiben der Nase an den Beinen.
Die Symptome treten vermehrt bei grellem Sonnenlicht und Wärme auf, bei Arbeit und Stress, Insekten- und Pollenflug sowie Wind. In den meisten Fällen ist aber das Licht die Ursache (das sogenannte „photic headshaking“). Während bei manchen Pferden nur gelegentliches leichtes „shaken“ zu beobachten ist, kann es bei anderen Pferden wiederum zu so heftigen Symptomen kommen, dass die Tiere dadurch praktisch unreitbar werden. Der Leidensdruck ist also von Fall zu Fall verschieden.
Für das saisonbedingte Auftreten verantwortlich ist Melatonin, das bei Tageslicht von der Hirnanhangdrüse produziert wird. In diesem Fall erscheinen die Symptome dementsprechend vor allem in den „hellen“ Monaten rund um den Sommer.
Andere Ursachen können Reizungen des Gesichtsnervs (Nervus trigeminus), gesundheitliche Störungen, wie beispielsweise im Außen-, Mittel- oder Innenohr, der Augen und der Zähne, und viele mehr sein.
Die „einfachsten“ Auslöser können auch unpassendes Sattel- oder Zaumzeug sein, zum Beispiel ein zu eng geschnallter Nasenriemen oder ein kneifender Sattel. Möglich ist auch, dass das Pferd das Metall des Gebisses nicht verträgt. Dann steht die Symptomatik aber meist auch in direktem Zusammenhang mit dem Sattel oder der Trense.
Mögliche Auslöser saisonal auftretender Symptome
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Mögliche medizinische Ursachen
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An dieser Stelle als Hinweis: Auch eine Herpesinfektion mit EHV-1-Viren kann ursächlich beteiligt sein. Herpesviren „verstecken“ sich in den Nervenzellen vor der Immunabwehr des Körpers. Eventuell führen Stress und/oder zunehmende Wärme durch Arbeit oder die Umgebungstemperatur dazu, dass diese Viren ihre Aktivität entfalten und im Gehirn eine erhöhte Reizbarkeit entsteht.
Weiter gibt es nun einige grundsätzliche Untersuchungen, um dem Auslöser des Problems auf die Spur zu kommen, die auch gleichzeitig einen Therapieansatz darstellen können:
✓ Haltung optimieren
✓ Möglichst staub- und sporenfrei aufstallen und füttern (beispielsweise wirkt ein Schuss Apfelessig über dem Futter keimtötend)
✓ Auf Störfelder hin untersuchen (zum Beispiel Hochspannungsmaste etc.)
✓ Sattel und Trense auf Passgenauigkeit hin überprüfen lassen
✓ Eventuell Nasenriemen an der Trense entfernen
✓ Sollte es sich um eine chronische Entzündung der Nasenschleimhaut handeln, dann können Wärme, Pollen und Staub stark reizend wirken, deshalb Auslöser meiden
✓ Stress vermeiden
✓ Beim Reiten beziehungsweise der Arbeit Nüsternmaske oder komplette Gesichtsmaske verwenden
Verschiedene Homöopathika können die Symptome und das Allgemeinbefinden verbessern
✓ Beruhigende Futterzusätze wie Magnesium oder Baldrian können versucht werden
Mit dem Kinesiologischen Taping habe ich ebenfalls bereits Behandlungsversuche am Pferd gestartet. Im nachfolgenden stelle ich ein Fallbeispiel vor.
FALLBEISPIEL: ZWEIBRÜCKER WALLACH
Ein Zweibrücker Wallach wurde in meiner Tierheilpraxis mit der Diagnose „Headshaking“ vorgestellt. Als Ursache wurde eine Reizung des Nervus trigeminus vermutet, jedoch konnte beobachtet werden, dass auch Faktoren wie Stress, Staub, Wärme und gesteigerte Durchblutung die Symptomatik förderten.
Zur Behandlung mit einem Kinesiologischen Tape wählte ich eine Nervenanlage aus, bei welcher der Trigeminus-Nerv zwischen die Y-Zügel des Tapes genommen wird. Diese Tapeanlage hat einen beruhigenden Effekt und kann die Symptome lindern.
Das „shaken“ ließ sich durch die Anlagen zwar nicht völlig ausschalten, es konnte jedoch eine Verbesserung erzielt werden. Besonders auffällig war, dass das Pferd schon beim Anlegen der Tapes komplett entspannte und der Anlagevorgang selbst den beruhigenden Effekt zu haben schien. Denn eigentlich wurde der Wallach als sehr kopfscheu vorgestellt, der sich kaum im Gesicht anfassen oder untersuchen ließ.
Der Nervus trigeminus wurde im unteren Bereich der Anlage zwischen zwei Zügel genommen.
Fazit
Die Suche nach der Ursache von Headshaking artet oftmals regelrecht in „Detektivarbeit“ aus. Lässt sich der Auslöser nicht klar definieren, so sollte das Ziel sein, dem betroffenen Pferd zumindest eine Linderung seiner Symptomatik zu verschaffen.