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27.03.19

K-Active Taping in Verbindung mit Blutegeltherapie

Einen ersten Ausblick auf die Kombination des K-Active Taping während oder nach invasiven Therapien beziehungsweise Operationen bekam ich, nachdem ich Bilder gesehen hatte, wie Patienten unmittelbar nach internistischen Eingriffen mit Kinesiologischem Tape im operierten Bereich in der Klinik versorgt wurden. Für mich ist dies der optimale, sofortige und beschleunigende Beginn der Rekonvaleszenz des Patienten.

Bereits während einer Blutegel-Fortbildung, als ich die ersten Blutegelanlagen sah, entstand bei mir die Idee, diese beiden Therapien miteinander zu kombinieren. Sogleich gingen mir verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf, wie ich die Arbeit dieser nützlichen Tiere mit den Effekten des Kinesiologischen Taping unterstützen und vielleicht sogar noch weiter optimieren könnte. 

Die Blutegeltherapie ist, im Gegensatz zum noch recht jungen Kinesiologischen Taping, eine seit ca. 3.000 Jahren bestehende Therapie, die ab dem 19. Jahrhundert ein wenig in Vergessenheit geriet, aber in jüngster Zeit durch aktuelle wissenschaftliche Studien eine „Renaissance“ erlebt. Bevor ich Ihnen ein Beispiel aus meiner Praxis vorstelle, möchte ich noch eine kurze Übersicht über die Funktion und Wirkungsweise der Blutegeltherapie geben, damit Sie sich ein besseres Gesamtbild über die Therapie machen können. Nach dem Ansetzen des Blutegels an der gewünschten Stelle (im Idealfall geschieht dies punktgenau mit einer umfunktionierten Spritze) beißt sich der Egel mit seinen drei Kiefern und den ca. 240 Zähnen in der Haut fest und beginnt zu saugen. Ungefähr 10 bis 15 Milliliter Blut saugt der Blutegel in der 45- bis 90-minütigen Anlagezeit, bevor er (meist) von selbst abfällt. Während des Saugvorganges gibt das Tier seinen Speichel in das Blut des Wirts, also des Patienten, ab, in welchem verschiedene medizinisch wirkende Bestandteile vorkommen (siehe blaue Infobox). 

Ist der Egel abgefallen, blutet die Bisswunde bis zu zwölf Stunden nach, dies entspricht quasi einem kleinen Aderlass von noch einmal 35 bis 40 Millilitern Blut. Die Wunde wird danach mit sterilen Kompressen bedeckt, es wird Polstermaterial angebracht und der betroffene Bereich mit einer speziellen Manschette versorgt. Es wird KEIN Druckverband angelegt, da die Wunden explizit nachbluten sollen! Nach Ansetzen der Egel lege ich (wenn möglich) immer zusätzlich ein Lymphtape in der zu behandelnden Region an, um gleichzeitig den lymphatischen Abfluss zu fördern und Schwellung und Schmerz somit möglicherweise zu lindern. 

Aus meiner Sicht liegt der Vorteil in der Kombination beider Therapien darin, dass der Blutegel lokal durch sein Speichelsekret eine Gefäßreinigung, Lymphstrombeschleunigung so wie eine Entzündungshemmung bewirkt und diese Effekte wiederum durch die Kinesiologische Lymphtape-Anlage im ganzen betroffenen System (zum Beispiel Bein oder Arm) optimal unterstützt werden, da das Tape ebenfalls den Abfluss der Lymphe positiv beeinflusst, über die Haut die Durchblutung verbessert und analgetisch Einfluss nehmen kann.

Hirudin: gerinnungshemmend, lymphstrombeschleunigend, antithrombotisch, gefäßkrampflösend. Hinzu kommt der Blutentzug, der allgemein erleichternd, beruhigend, blutreinigend, entgiftend, entzündungshemmend und krampflösend wirken kann. 

Bdelline: anti-entzündliche Wirkung durch Hemmung von Trypsin, Plasmin und Acrosin. 

Hyaluronidase: erreichen einen „Spreading-Faktor“ durch Viskositätserhöhung in den Interstitien sowie eine antibiotische Wirkung. 

Egline: anti-entzündlich, hemmen die Aktivitäten von Alpha-Chymotrypsin, Chymase, Subtilisin, Elastase und Kathepsin G.

Fallbeispiel: Patientin, 59 Jahre alt, seit ca. einem halben Jahr sehr schmerzhafte (VAS 6) Epicondylitis medialis (Golferellenbogen) des linken Armes, welche die Patientin in ihrem Beruf als Altenpflegerin sehr stark behinderte. Schulmedizinische Behandlungen mit Orthese, NSAR und Injektionen mit Cortison waren ohne Erfolg geblieben.

Die Patientin wurde von mir in der Naturheilpraxis mit Manueller Therapie, Lasertherapie und Injektionen (Procain, Traumeel, Art. Cubiti D5 als Mischinjektion) und anschließendem K-Active Taping behandelt. Nach fünf Sitzungen VAS 3. Dann entschloss sich die Patientin zu der von mir geratenen Blutegeltherapie in Verbindung mit Kinesiologischem Taping. Es erfolgte die Anlage von drei Egeln an den betroffenen Stellen sowie sofortige Anlage eines K-Active Tapes mit Basis in der Region der Achselhöhle mit Verlauf des Fächers hauptsächlich in Richtung Ellenbogenbeuge. Es wurde ein ausreichender Abstand zu den Bisswunden gelassen, um einer Infektionsgefahr vorzubeugen. Dauer der Behandlung: ca. zwei Stunden. Danach wird ein Wundverband angelegt, das Tape wird belassen. Wiedervorstellung am nächsten Tag. Patientin gibt VAS 1-2 an. Bei einem zweiten Kontrolltermin zwei Wochen später ist die Patientin komplett schmerzfrei.

Es zeigt sich, dass das K-Active Taping sowohl als alleinstehende sowie als begleitende Therapiemaßnahme wertvolle Unterstützung bei der Behandlung vieler Krankheitsbilder leisten kann.


Lars Gienger, K-Active Instruktor, Heilpraktiker und Physiotherapeut 

Kontakt: [email protected] 

Internet: www.physio-prax.de