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27.03.19

K-Active Taping in der Schroth-Therapie

Die Skoliose ist ein umfassendes Beschwerdebild, welches dem Physiotherapeuten fast täglich „unter die Finger„ kommt. Die Behandlungsmöglichkeiten sind schier unendlich und bedürfen einer ausführlichen und korrekten Befundung. 

Die effektivste Behandlungstechnik ist statisch; die Physiotherapie nach Katharina Schroth. Sie zielt auf eine bewusste Haltungsschulung ab, die später zunehmend unbewusst in den Alltag integriert werden soll. Sie soll dazu führen, einseitige Belastungshaltungen und progredienzförderndes Verhalten zu vermeiden. Die Methode muss vom Patienten verstanden und erlernt werden, weshalb sie sich erst ab einem Lebensalter von 7 Jahren empfiehlt. Sie kann bis ins hohe Alter praktiziert werden. Bei Kindern zwischen 5 und 9 Jahren sollte ein Elternteil bei der Therapie anwesend sein, die Übungen mit erlernen und das Kind dann beim täglichen Übungsprogramm zu Hause anweisen und unterstützen. Die Skoliosebehandlung wird in sogenannten Schroth-Kliniken, beispielsweise in der Katharina-Schroth-Klinik Bad Sobernheim als Reha-Maßnahme angeboten. In unterschiedlich langen Perioden wird das individuelle Programm eingeübt und den Jugendlichen und Erwachsenen als „Hausprogramm“ mitgegeben. Die Wirksamkeit der Methode konnte durch radiologische Verlaufskontrollen, Verbesserungen der Vitalkapazität (Atmungsparameter) sowie elektromyographisch nachgewiesen werden.

Progrediente Skoliose von über 20 Grad sollte je nach Verlauf zusätzlich mit einer Korsettversorgung unterstützt werden. Die jeweiligen Parameter, wie Tragedauer, Zeiträume usw. sollte ein Skoliose-Facharzt mit Unterstützung von ausgebildeten Schroth-Therapeuten festlegen. 

Operationen sollten nur im Ausnahmefall angestrebt werden. 

In der konservativen Behandlung der Skoliose ist K-Active Taping ein sinnvolles und sehr hilfreiches Tool. Durch das umfassende Assessment und das Verständnis der skoliotischen Verwringungen kann der Physiotherapeut seine Hände nach der Behandlung „mit nach Hause geben“. Im Folgenden werden einige Möglichkeiten zur Anwendung beschrieben; diese dürfen allerdings nur als Anregung zur individuellen Skoliose-Therapie verstanden werden.

Remodellierungstechniken: 

Erfahrungsgemäß haben sich die Remodellierungstechniken als besonders nachhaltig gezeigt, sowohl im Bereich der Berge (Lendenberg, vorderer Rippenberg, Rippenberg – früher als Wulst oder Buckel bezeichnet) als auch im Bereich der Täler (Lendental – vorher als „schwache Stelle“ bezeichnet).


In maximaler Vordehnung wird hier im Beispiel die Shrinking-Technik angewendet. Im Scheitel der Einziehung und bei gleichzeitiger Einatmung wird das Tape als I-Streifen ohne Zug angelegt. Das Tape impliziert dabei den Packgriff zur Vertiefung der Einatmung. Die Applikation wird sowohl im Alltag als auch beim gezielten Üben wirksam. Durch den ständigen leichten Teil bekommt der Patient eine permanente Zielrichtung des Lendentals. Positiver Nebeneffekt: Es wurde mehrfach beschrieben, dass die sportliche Ausdauerleistung (Joggen, Dauerlauf, Handball) erhöht werden konnte. Sollte der Patient einen vorderen Rippenberg ausweisen, so kann mittels Expansiontechnik ein sanfter Impuls des Tapes auf den Rippenbogen im Sinne der „RE-Balloonery Theory“ zusätzlich einen wertvollen Beitrag in die Behandlung einbringen.

Muskeltechnik: 

Im konvexen Teil der Wirbelsäule sind zusätzliche Muskeltechniken effektiv. Die Anlagerichtung bestimmt wie immer das Assessement. Die Basis im Bsp. liegt cranial und wird in aufgerichteter Wirbelsäulenposition angebracht, unter maximaler Vordehnung des Gewebes werden die Zügel im Verlauf der Muskulatur angelegt. Das Anreiben des Tapes um den Kleber zu aktivieren gehört als Standard in jede Applikation. Die Technik unterstützt das Raffen des Berges, sowohl im Bereich der Lendenwirbelsäule aus auch der BWS.